[00:00:01.600] – Charlotte Buttkus PHINEO gAG
Für die Auswertung von qualitativen Daten gibt’s eine Vielzahl von verschiedenen Ansätzen. Wir stellen hier jetzt einen Ansatz vor, der sich besonders eignet für die Wirkungsanalysen von sozialen Organisationen. Dieser Ansatz fällt dann unter die sogenannten inhaltsanalytischen Auswertungsmethoden.
[00:00:21.610] – Dr. Franziska Pfitzner-Eden PHINEO gAG
Um qualitative Daten auszuwerten bieten sich die folgenden fünf Schritte an. Erstens die Daten aufbereiten. Das heißt, man muss sie in eine Form bringen, in der sie dann analysiert werden können. Wenn jetzt meine Daten aus Interviews stammen, dann müssen sie erst einmal verschriftlicht werden. Oft gibt es hier Audio-Dateien. Das heißt, sie können entweder transkribiert werden, das ist relativ aufwendig oder vielleicht gibt es eine stichpunktartig Mitschrift, die man nutzen kann. Bei qualitativen Daten, die aus offenen, fragenden Fragebögen stammen, sind die Daten schon verschriftlicht. Das ist schon mal von Vorteil. Es bietet sich aber trotzdem an, diese noch in eine separate Textdatei zu kopieren. Dann hat man sie alle einmal beisammen. Dabei sollten wichtige sozio-demografische Variablen, also beschreibende Informationen zur Person beibehalten bleiben, damit man hinterher qualitative Ergebnisse bestimmten Personen oder Gruppen von Personen immer noch zuordnen kann, z.B. nach Alter, Geschlecht oder Migrationshintergrund. Hinterher lässt sich dadurch analysieren, ob bestimmte Aspekte immer von bestimmten Personen oder Personengruppen genannt werden. Wenn ich jetzt z.B. danach frage, ob bei der Umstellung auf Home-Office Probleme aufgetreten sind, dann würden ältere Menschen das vielleicht anders beantworten als jüngere Menschen oder Personen mit Kindern würden es vielleicht auch anders beantworten als Personen ohne Kinder. Es gibt auch spezielle Softwarelösungen für die qualitative Datenanalyse. Das ist vor allem sinnvoll, wenn man sehr viel Datenmaterial hat. Und mit Hilfe dieser qualitativen Datenanalyseprogramme kann man ganz bequem die Daten plus die Infos für die Personen, für die Befragten einlesen.
[00:02:19.210] – Dr. Franziska Pfitzner-Eden PHINEO gAG
Der zweite Schritt ist, die Kernaussagen zu identifizieren. Dafür geht man jetzt einmal durch sein ganzes Material durch und identifiziert die kleinste Sinn-Einheit. Das kann man bei einer Textdatei ganz einfach markieren z.B. oder wenn man es ausgedruckt hat, einfach mit einem Textmarker markieren. Qualitative Auswertungsprogramme haben oft einfache Markier-Tools für diesen Schritt. Im dritten Schritt ordnet man jetzt die Kernaussagen inhaltlichen Kategorien zu. Aber wo kommen die inhaltlichen Kategorien her? Da hat man zwei Möglichkeiten prinzipiell. Man kann entweder induktiv oder deduktiv vorgehen. Bei der induktiven Vorgehensweise da schaut man sich einmal das gesamte Datenmaterial an und entwickelt dann darauf basierend Kategorien, die dafür zutreffen könnten. Bei der deduktiven Vorgehensweise macht man sich vorher schon mal Gedanken zu möglichen sinnvollen Kategorien und ordnet dann das bestehende Datenmaterial jeweils den Kategorien zu. Wenn man deduktiv vorgeht, dann schaut man meistens in die Literatur, um diese Kategorien zu entwickeln oder nutzt sein Vorwissen oder spricht vielleicht mit Expertinnen. Ganz häufig nutzt man aber eine Mischform von beiden Vorgehensweisen. Da würde man jetzt mit einer gewissen Anzahl an deduktiv erarbeiteten Kategorien starten und dann diese nach und nach abändern, anpassen bzw. vielleicht auch neue Kategorien hinzunehmen. Je nachdem, wie das Datenmaterial es erfordert.
[00:04:11.480] – Dr. Franziska Pfitzner-Eden PHINEO gAG
Egal wie man vorgeht, Einzelnennungen bleiben meistens übrig. Die können aber total relevant sein, weil sie z.B. sehr originell sind. Im vierten Schritt erstellt man eine systematische Übersicht über seine Kategorien. Dabei kann man z.B. auch die Häufigkeit der Nennungen der jeweiligen Aussagen in den Kategorien mit darstellen und gegebenenfalls auch in Abhängigkeit von sozio-demographischen Variablen. Im fünften Schritt interpretiert und bewertet man seine Daten.
[00:04:56.500] – Charlotte Buttkus PHINEO gAG
Unser Tipp: Fehler, die können sich eigentlich immer einschleichen und dann das Ergebnis einer Wirkungsanalyse stark verzerren. Und da empfehlen wir immer mal wieder einen Plausibilitäts-Check durchzuführen und bei verschiedenen Schritten auch z.B. eine andere Person das ganze mal unter die Lupe nehmen zu lassen. Wenn dann so stark widersprüchliche Ergebnisse auftreten oder die Ergebnisse sehr stark dem widersprechen, was man aus der eigenen Erfahrung eigentlich kennt, dann lohnt sich das auch nochmal vielleicht mit Expertinnen von außen darauf zu schauen. Denn man möchte ja nicht, dass nachher die Ergebnisse aufgrund von Auswertungsfehlern verzerrt sind, sondern auf die Ergebnisse schauen, so wie sie sind und auch wissen, was man wirklich mit seinem Projekt erreicht hat.
[00:05:46.830] – Thomas Knoll CARE Deutschland
Wenn wir mit unserer Datenlage relativ zufrieden waren, haben wir dann beschlossen, was ist wirklich relevant, vor allem auch für den Wirkungsbericht. Das war jetzt erst einmal auch zeitlich der Entstehung des Wirkungsberichts geschuldet, dass wir sagen, wir nehmen jetzt die wichtigsten raus. Wir haben viel mehr als das, was wir dort abbilden können. Und dann haben wir ganz gezielt die qualitativen Befragungsinstrumente und die Ergebnisse ausgewertet. Da haben wir zum einen die ganzen Projekt-Berichte durchgearbeitet im Hinblick auf Aussagen, die mit unseren Wirkungszielen zu tun haben, die man da sehr gut gegenüberstellen kann oder wo man auch die empirischen Daten mit absichern kann. Und dann haben wir bei den offenen Fragen z.B. in der Abschluss-Evaluierung haben wir dann auch nach Begriffen gefiltert und haben beispielsweise ausgezählt, welche Begriffe besonders häufig genannt worden sind, also womit beispielsweise die Lehrkräfte unser Projekt assoziieren. Und dann haben wir auch so eine Begriffswolke dargestellt, was eine ganz, ganz schöne. Im Prinzip ist das eine Quantifizierung eines qualitativen Ergebnisses wenn man so will, indem wir sagen “Welche Begriffe werden denn da häufig genannt?” Ist des eher Vielfalt, ist eher Begegnung, ist es Respekt? Was das Ganze nochmal so ein bisschen ja, mit Leben und mit Vorstellungskraft auch ein bisschen füllt. Das heißt, wir haben im Prinzip von ausgehend von erstmal Grundauszählungen, also über die ganze Breite der erreichten Personen hinweg versucht erst einmal die Datenbasis abzusichern und dann haben wir angefangen zuzuspitzen. Und da haben wir immer stärker überlegt: Was genau hat denn jetzt mit Wirkung zu tun und was ist eher so ein bisschen nachrangig?
Kernaussagen
- Bei der Auswertung qualitativer Daten bietet sich ein inhaltsanalytisches Vorgehen an.
- Zunächst werden die Daten transkribiert, Kernaussagen identifiziert und inhaltlichen Kategorien zugeordnet.
- Eine systematische Übersicht der Kategorien bildet dann die Grundlage für die Interpretation.
- Plausibilitätschecks helfen, solche Auswertungsfehler zu identifizieren, die die Aussagen stark verzerren können.