Die Storchenschmiede hat es geschafft, mithilfe des WGB ihre finanzielle Krise zu meistern. Was kannst du für deine Organisation daraus ableiten? Klaus hat schon verschiedene Organisationen entwickelt. Er empfiehlt:
Beispiele für Ressourcen: Wissen oder Kompetenzen, ein bestimmtes Image, Zugang zu Ehrenamtlichen, Räumlichkeiten, ein Netzwerk.
Merke: Du musst nicht schon alle Ressourcen vollständig parat haben, um daraus einen WGB zu entwickeln. Es können durchaus noch Ressourcen fehlen! Beispiel: Du hast Zugang zu Wissen, andere möchten sich von dir beraten lassen. Du hast aber noch nie jemanden beraten. Dann kannst du dir die fehlende Beratungskompetenz aneignen. Hauptsache, dein Wissen ist nachgefragt!
Teste dein Wissen!
Warum ausgerechnet eine Klimagärtnerei?
Die Storchenschmiede hatte Zugang zu den im Quiz genannten Ressourcen. Das erklärt allerdings noch nicht, wie Klaus und sein Team ausgerechnet auf die Idee einer Klimagärtnerei gekommen sind. Die Antwort gibt’s in diesem Video:
[00:00] – Klaus-Dieter Becker, Sozialunternehmer
Also als wir uns Gedanken darüber gemacht haben, wie wir auch unsere Aktivitäten, sowohl die Bildungsaktivitäten als auch die weiteren wirtschaftlichen Aktivitäten planen, war zunächst der Ausgangspunkt: Was, was ist überhaupt da? Also was, was ist da, was hat schon funktioniert? Und da war auf der einen Seite natürlich die Bildungsarbeit mit Führungen oder auch Schulklassen, die Storchenschmiede besuchen. Und wir hatten zwei Saisons, die man relativ gut sehen kann, das ist im Frühjahr zum Beispiel die Zugvögel und die Störche und im Herbst die Kraniche. Und dann merkt man schon okay, wir haben eine Hochphase im Frühjahr und wir haben eine Hochphase im Herbst, und dann war schon zu sehen, dass dazwischen jetzt weniger los ist. Und dann war natürlich die Frage, wie können wir möglicherweise auch diese, diese Zeit dazwischen mit guten Aktivitäten ausfüllen. Und das war im Prinzip der Beginn der Überlegungen einer Gärtnerei, denn die Gärtnerei ist natürlich so gestaltet, dass sie gerade in diesen Sommermonaten sowohl die meiste Arbeit als auch den meisten Ertrag liefert. Und sie war damit eine sehr gute Ergänzung, die in das bisherige Tätigkeitsprofil sehr gut eingepasst hat.
[01:20] – Klaus-Dieter Becker, Sozialunternehmer
Die Gärtnerei passt natürlich auch inhaltlich gut, weil wenn man sich mit Gemüseproduktion beschäftigt, dann ist man sofort bei den Themen Ernährung, Landwirtschaft und Klima.
Das zeigt, wie wichtig es ist, dass der WGB zur Organisation passt. Die Klimagärtnerei nutzt freie personelle Ressourcen im Sommer und löst damit das Problem, dass das Team der Storchenschmiede während dieser Zeit nichts zu tun hatte.
Der Saisonverlauf der Storchenschmiede
Bewege den Schieberegler nach links oder rechts, um zu sehen, wie sich der Saisonverlauf der Gärtnerei in den Saisonverlauf der Storchenschmiede einfügt.
Beispiel für neue WGB-Ideen von Klaus und seinem Team, die sie bisher noch nicht weiterverfolgt haben: Kinoabende oder Konzerte. Beispiel für eine umgesetzte WGB-Idee, für die das bestehende Angebot an Führungen weiterentwickelt wurde: eine Foto-Tour durch Teichgebiete für naturbegeisterte Hobby-Fotograf*innen, um seltene Vögel wie den Eisvogel fotografieren zu können.
Chancen und Risiken
Welche Risiken gibt es bei einer WGB-Idee zu bedenken und woran erkennt man eine große Chance? Bevor du in deiner Organisation eine Idee in die Tat umsetzt, solltest du dir Gedanken über die äußeren Faktoren machen, die Einfluss auf ihren Erfolg haben könnten. Gemeint sind Faktoren, die du nicht beeinflussen kannst.
Beispiele für Chancen: Du hast Anhaltspunkte für eine hohe Nachfrage nach eurem Produkt oder eurer Dienstleistung verbunden mit einer Zahlungsbereitschaft. Ebenfalls eine große Chance beinhaltet eine Idee, die inhaltlich so gut zu deiner Organisation passt, dass du sie im Zweckbetrieb als gemeinnützige Tätigkeit anbieten kannst, ohne Steuern zahlen zu müssen. Auch eine WGB-Idee, bei deren Umsetzung du freie personelle Ressourcen nutzen kannst, ist erfolgversprechend.
Beispiele für Risiken: Ein hohes Risiko kann darin bestehen, dass ihr euch bei den Aufwänden und Einnahmen verschätzt, weil ihr vielleicht zu wenige Informationen zu Nachfrage oder Zeitaufwand habt. Konkurrenz von anderen Anbieter*innen kann ebenfalls ein Risiko darstellen – genau wie eine unklare Rechtslage.
Das Thema kann hier nur gestreift werden. Wenn du dich tiefergehend mit der Analyse von Chancen und Risiken beschäftigen willst, dann sei dir die so genannte SWOT-Analyse empfohlen, eine in der Wirtschaftswelt gängige Methode.
Und jetzt du!
Wie könnte ein passender WGB für deine Organisation aussehen? Damit du leichter Ideen für deinen WGB generieren und bewerten kannst, teilt Klaus mit dir diese Arbeitshilfe. Darin findest du weitere Hilfestellungen zur Entwicklung von WGB-Ideen für deine Organisation:
Wie du es schaffen kannst
Im Nachhinein mag die Geschichte der Storchenschmiede stimmig und einfach erscheinen. Doch gerade der Anfang war nicht leicht. Denn es gab von vielen Beteiligten große Vorbehalte und Ängste: Kann die Storchenschmiede überhaupt Gemüse produzieren, wird jemand dieses Gemüse wollen, ergibt eine Investition in ein Gewächshaus Sinn? Solltest du noch unentschlossen sein, hat Klaus zum Abschluss noch eine klare Botschaft. Lass dich inspirieren!
[00:00] – Klaus-Dieter Becker, Sozialunternehmer
Wenn man sich auf den Weg machen will, tatsächlich neue Dinge zu machen sowohl in der Bildungsarbeit als auch in den wirtschaftlichen Tätigkeiten sind drei Dinge hilfreich: Das eine ist Ambition, Glaube und Wille. Und zwar die Ambition ist zunächst mal, sich möglicherweise auf den ersten Blick unrealistisch scheinende Ziele zu setzen – wir können einen Garten eröffnen oder wir können ein neues Geschäftsfeld machen. Es erscheint vielleicht im ersten Moment unrealistisch, aber man hat die Ambition einfach, wir machen das mal! Das Zweite ist der Glaube daran, dass man das wirklich schaffen kann. Und Glaube ist nichts, was von Realität ausgeht, sondern Glaube ist eben wirklich Glaube. Ich glaube, dass ich eine Gärtnerei betreiben kann. Und ich glaube, dass ich Gemüsekisten vertreiben kann. Ob das jemals stimmt oder jemals zustande kommt, ist gar nicht klar. Und der Wille ist, daran festzuhalten, auch wenn es nicht läuft. Also wenn nicht gleich alle einem die Tür einrennen mit dem Gemüse. Sondern mit wirklich mit Nachdruck und viel Überzeugung das ‚ne ganze Weile durchzuhalten, bevor man dann mal auch richtigerweise zurückschaut und guckt, hat es funktioniert, was müssen wir ändern.
[01:27] – Klaus-Dieter Becker, Sozialunternehmer
Wenn ihr euch nicht traut, was zu probieren, dann ist es eigentlich schon gescheitert, bevor es anfängt. Und auch in Zeiten großer Unsicherheit oder im Kontext, wo viele Menschen zu euch sprechen und sagen „das geht nicht, das klappt nicht oder das beinhaltet ja Risiken“, euch dennoch auf den Weg zu machen und es einfach zu probieren.