Resilienz gilt als entscheidende Fähigkeit, um mit Belastungen und Krisen souverän umzugehen. Im Interview mit Uta Nachbaur, Trainerin für mentale Stärke, beleuchten wir, was Resilienz ausmacht, wie sie gezielt gestärkt werden kann und welche Bedeutung sie für Einzelpersonen und Unternehmen hat.
SKala-CAMPUS: Liebe Uta, ist Resilienz die neue “Achtsamkeit”? Oder anders gefragt: Wenn man den Hype rausrechnet, was ist der Kern von Resilienz?
Uta Nachbaur: Resilienz wird gern und häufig verwendet und ist fast schon ein Modewort, wenn immer es um Widerstandsfähigkeit in Krisen, um Standhaftigkeit und Ruhe bei hohen Belastungen, um Gesundbleiben in extremen Lebenssituationen geht.
Ein resilienter Mensch ist weniger anfällig, im Stresskeller zu landen, wenn ihn das Leben mit Verlust, Krisen, Beziehungsproblemen und mehr konfrontiert, und er findet, wenn der Stress zuschlägt, schneller zurück zu innerer Balance und Fokus. Achtsamkeit – im Hier und Jetzt einfach nur wahrnehmen – ist eine Praxis, die helfen kann, Resilienz aufzubauen und zu stärken.
Wie können Menschen ihre eigene Widerstandsfähigkeit stärken, um mit Druck und Herausforderungen umzugehen?
Resilienz kann man tatsächlich trainieren! Spannend ist, dass wir die Instrumente zum Stärken unserer Widerstandsfähigkeit immer bei uns haben. Dabei geht es nicht nur um einen bewussten Umgang damit, sondern auch um ein Dranbleiben. Einmalaktionen helfen situativ, aber stärken die Resilienz nicht nachhaltig. Was sind unsere Tools? Entscheidend sind Achtsamkeit, positive Gedanken – und damit ist nicht die rosarote Brille gemeint – und weiter ein veränderter Blick auf unsere Biographie und auf unser Erleben von Sinn. Natürlich spielen auch so habhafte Dinge wie Bewegung und Ernährung eine wichtige Rolle.
Welche Strategien empfiehlst du, um negative Denkmuster zu durchbrechen und mentale Stärke aufzubauen?
Der erste Schritt ist Bewusstsein und Achtsamkeit. Wer das negative Kopfkino, das einen blockiert und ausbremst, kennt und sich dabei erwischt, hat den Startpunkt, um auszusteigen. Eine Kombination von einem bewussten inneren Stoppschild, einfachen mentalen Übungen und einem aktiven Chancenblick ist wie ein Trainingsprogramm, das über die Zeit, neue neuronale Bahnen im Gehirn schafft und den Ausstieg aus Denkmustern immer einfacher macht bzw davor schützt. Wir nutzen hier die Neuroplastizität unseres Gehirns. Das Ganze lässt sich sogar über MRT nachweisen.
Kann man Resilienz gezielt trainieren und welche Methoden haben sich aus deiner Sicht bewährt? Was sind typische Hindernisse, die Menschen daran hindern, resilient zu sein, und wie können diese überwunden werden?
Die Antwort auf die erste Frage ist ein klares Ja! Wir können Resilienz und mentale Fitness trainieren. In einer Welt, in der physische Fitness im Mittelpunkt steht, wird die Relevanz von mentaler Fitness manchmal übersehen. Die Mischung von Übungen, Techniken und einer veränderten Lebensweise sind der Schlüssel. Die Hindernisse sind ähnlich wie bei physischer Fitness. Es geht um Selbstdisziplin, das Überwinden des berühmten inneren Schweinehundes. Hilfreich sind attraktive Ziele, Buddies, die das Dranbleiben unterstützen und die Einfachheit und Ort- und Zeitunabhängigkeit der Methoden. Da spreche ich aus eigener Erfahrung!
Wie können Unternehmen eine Kultur fördern, die die Resilienz ihrer Mitarbeitenden stärkt? Welche Rolle spielt Resilienz in der Führung und Zusammenarbeit von Teams?
Resilienz, widerstandsfähig und anspassungsfähig in Krisenzeiten und Zeiten herausfordernder Veränderungen – das ist unverzichtbar in unserer Arbeitswelt – ob auf der organisationalen Ebene oder bei den Mitarbeitenden und Teams. Unternehmen können persönliche Resilienz fördern, indem sie positive Arbeitsumgebungen schaffen, eine konstruktive Fehlerkultur stützen, realistische Ziele setzen und Autonomie und Eigenverantwortung fördern Hier ist Führung gefragt. Einige Firmen bieten auch Resilienzprogramme an, die Mitarbeitende in Gruppen durchlaufen und die Techniken für mehr mentale Stärke vermitteln. Dabei entstehen auch Buddy Gruppen, die sich gegenseitig motivieren und ein Dranbleiben erleichtern.