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Lohnt sich Crowdfunding für eine Non-Profit-Organisation, wenn es einen finanziellen Engpass gibt und schnell Hilfe benötigt wird? Die Antwort steckt im Detail. Hier findest du Faktoren für eine erfolgreiche Schwarmfinanzierung.

Stand: 06. August 2024

Der Bundeshaushalt 2025 ist auf den Weg gebracht. Massive Kürzungen gefährden auch das zivilgesellschaftliche Engagement in Deutschland – zusätzlich zur erneut angestiegenen Inflationsrate, die gemeinnützigen Organisationen bereits jetzt zu schaffen macht. Kriselt es bei euch auch finanziell, und für eine umfangreiche Spendenkampagne oder das Gewinnen von Großsponsor*innen fehlen die Ressourcen?

Crowdfunding kann für kleinere Non-Profit-Organisationen, gemeinnützige Vereine und Verbände eine Möglichkeit bieten, effektiver und effizienter finanzielle Unterstützung zu bekommen.

Vor- und Nachteile von Crowdfunding 

Auch wenn jede*r eine Crowdfunding-Kampagne starten kann, ist es nicht immer die beste Lösung. Um zu zeigen, was die Methode leisten kann und wo ihre Grenzen liegen, haben wir die Vor- und Nachteile für euch zusammengefasst:

Vorteile:

  • Erreichen einer größeren Zielgruppe
  • Relativ geringer bürokratischer Aufwand und kaum finanzielle Risiken
  • Direkte Spendenfinanzierung ist meist kosteneffizienter als beispielsweise ein Bankenkredit
  • Zeitnahe Finanzierung von Projekten
  • Keine Einschränkung bei der Projektplanung
  • Test der Idee bzw. des Projekts: Gibt es Bedarf dafür?
  • Virale Verbreitung der Crowdfunding-Kampagne und in sozialen Netzwerken möglich
  • Potenziell gute Werbung: Gewinnen neuer Unterstützender und Partnerschaften
  • Stärkung des internen Zusammenhalts

Link-Tipp: „Crowdfunding schafft Teilhabe am Projekt, statt einfach nur nach Spenden zu fragen”, so lautete auch das Fazit unserer Virtuellen Kaffeepause, in der Charlott Roth von Startnext und Jannes Vahl von fair narrative ihre Tipps für ein erfolgreiches Crowdfunding verrieten.

Nachteile:

  • Kosten für die Nutzung der Crowdfunding-Plattform, aber auch etwaiger Belohnungen für Unterstützende (siehe unten)
  • Hoher Leistungsdruck
  • Viel Konkurrenz auf Crowfunding-Plattformen
  • Werbung notwendig: über eure eigene Website, Social Media, Veranstaltungen, Pressearbeit usw.
  • Management der Crowd nötig
  • Risiko des öffentliches Scheiterns 
  • Einnahmen sind gegebenenfalls zu versteuern (siehe unten)
  • Erfolg einer Kampagne ist schwer abschätzbar

Be SMART: Ziele und das richtige Timing

Überwiegen die Vorteile für euch, geht es an die Planung und Vorbereitung des Crowdfundings. Wie bei jeder Kampagne solltet ihr SMARTe (specific, measurable, attainable, relevant, time-based) Ziele festlegen.

Beispiel: Für ein Flüchtlingsheim sollen in den nächsten zwei Monaten 10.000 Euro gesammelt werden, um vorhandene Betten in einem Zimmer zu ersetzen und zwei neue Familien unterzubringen.

Der Erfolg einer Crowdfunding-Aktion steht und fällt mit dem richtigen Zeitpunkt. Ein gewisses Maß an Dringlichkeit (z.B. Finanzmittel für die Operation eines kranken Hundes im Tierschutzheim) kann beispielsweise die Unterstützer*innen zum Spenden motivieren. Spezielle Thementage wie der Internationale Frauentag können zum Beispiel für Crowdfunding zur Errichtung eines Frauenhauses oder therapeutische Hilfe für Mädchen mit Essstörungen genutzt werden. Zu diesem Zeitpunkt sind diese Themen stärker im Bewusstsein der Bevölkerung.

Andererseits ist gerade rund um spezielle Anlässe oder Vorfälle Vorsicht angesagt, denn dann werben viele Non-Profit-Organisationen gleichzeitig um die Aufmerksamkeit potenzieller Unterstützer*innen.

Crowdfunding ist nicht gleich Crowdfunding

Beim Crowdfunding wird zwischen vier Modellen unterschieden: klassisches Crowdfunding, Spenden-Crowdfunding, Crowdinvesting (Investor*innen erhalten eine Beteiligung am späteren Gewinn) und Crowdlending (viele kleine Kredite mit Verzinsung werden vereinbart).

Für Non-Profit Organisationen kommen die ersten beiden Modelle in Frage:

1. Klassisches Crowdfunding


Dabei erhalten die Investor*innen eine nicht-finanzielle Gegenleistung in Form von Produkten oder Dienstleistungen. Am besten werden diese nach der Höhe der Spende gestaffelt, denn wenn sich das Dankeschön für eine 100-Euro-Spende nicht von dem einer 10-Euro-Spende unterscheidet, warum sollte man dann 100 Euro spenden?

Besonders gut eignen sich Belohnungen, die einen Bezug zum Projekt haben. Bei einem Crowdfunding-Aufruf für Frauen-Empowerment in Uganda wäre beispielsweise als Dankeschön eine Perlenkette aus recycelten Plastiktaschen eine Idee, die die Frauen vor Ort herstellen.

Steuerlich ist zu bedenken, dass solch eine Belohnung wie ein verkauftes Produkt oder eine Dienstleistung behandelt wird. Das heißt, es fällt ein Umsatz für Einkommenssteuerzwecke an. Gleichzeitig könnt ihr diese Gegenleistung vom Gewinn abziehen. Neben der Einkommenssteuer müsst ihr auch die Umsatzsteuer auf den Verkaufswert des Produkts zahlen. Beim Crowdfunding müsst ihr die Umsatzsteuer auf den durch Crowdfunding eingenommenen Betrag zahlen. Deshalb wird der erhaltene Betrag als Einkommen inklusive eines Mehrwertsteueranteils betrachtet.

Gerade für Non-Profit-Organisationen sind Belohnungen in Form von Produkten allerdings kein Muss, um Spender*innen anzuziehen. Unterstützer*innen von Crowdfunding-Kampagnen haben eher altruistische Motive und könnten solche Geschenke sogar für Geldverschwendung halten.

2. Spenden-Crowdfunding


Anders als beim klassischen Crowdfunding fällt die Belohnung aus. Unterstützer*innen spenden Geld für das Projekt, weil sie an die Sache glauben. Steuerlich wird diese Spende als Schenkung eingestuft. Das bedeutet, ihr könnt den Umsatz als Einkommen ohne Mehrwertsteuer behandeln.

Tipp: Wendet euch an eine*n Buchhalter*in, Verwaltungs- oder Steuerberater*in, um Genaueres zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und steuerlichen Auswirkungen zu erfahren. Eine gute Anlaufstelle ist zudem der Deutsche Bundesverband Crowdfunding.

Flexibel bleiben oder alles riskieren?

Soll die Kampagne mit einem festen Mindestbetrag starten (Alles-oder-nichts-Kampagne) oder ohne (flexible Kampagne)?

Beispiel: Für den Bau eines Spielplatzes ist eine bestimmte Summe notwendig. Wird diese nicht erreicht, kann das Projekt nicht zustande kommen. In diesem Fall ist eine Alles-oder-nichts-Kampagne sinnvoll.

Bei einer anderen Kampagne sollen 1.000 Euro für zwei Selbstverteidigungs-Workshops für Jugendliche gesammelt werden. Auch wenn dieses Ziel nicht erreicht wird und nur 500 Euro zusammenkommen, könnte zumindest einer der Kurse stattfinden. Hier bietet sich eine flexible Kampagne an.

Während ein Alles-oder-Nichts-Ziel sehr viel Druck bedeutet, kann genau das die notwendige Dringlichkeit vermitteln, sich jetzt für dieses Projekt einzusetzen. Diese Botschaft lässt sich auch medial oder über einen Countdown auf Social Media sehr gut darstellen.

Für kleinere Organisationen und Projekte wie Workshops hat die flexible Variante den Vorteil, dass in jedem Fall mit Geldmitteln gerechnet werden kann. Allerdings braucht ihr als Non-Profit-Organisation ein großes Vertrauen seitens der Unterstützer*innen: Sie müssen sicher sein, dass ihr gespendetes Geld auch dann gut eingesetzt wird, wenn die Zielsumme nicht erreicht wird.

Welche Crowdfunding-Plattform passt zu euch?

Zu den größten Crowdfunding-Plattformen in Deutschland zählen:

  • WhyDonate – Europas größte Crowdfunding-Plattform, offen für alle Kampagnen-Arten. Transaktionsgebühr: 1,9 % + € 0, 25 pro Spende
  • Startnext – Deutsche Crowdfunding-Plattform, global aktiv, bietet sowohl Spenden-, als auch klassisches Crowdfunding; Kosten werden erst fällig, wenn mindestens das Startlevel erreicht wurde, die Finanzierungsphase beendet ist und das gesammelte Geld ausgezahlt wird.
  • Betterplace – Weitere Plattform aus Deutschland, speziell für Non-Profits und soziale Projekte. Kann auf Marketing-Kampagnen, Corporate Sponsorships und regelmäßige Spenden erweitert werden. Transaktionsgebühr: 2.5 %
  • GoFundMe – Internationale Crowdfunding-Plattform mit großer Reichweite aber starker Konkurrenz. Transaktionsgebühr: 2,9 % + € 0,25 pro Spende

Zusätzlich gibt es zahlreiche kleinere Plattformen wie:

  • 99 Funken – Kollaboration zwischen Sparkassen und Gesellschaft für Sparkassendienste mbH (GSD). Kleine Spender*innen-Datenbank.
  • wirwunder.de – Spendenbasiertes Crowdfunding, betrieben von der Sparkassen-Finanzgruppe für das Gemeinwohl in Deutschland in Kooperation mit betterplace.org.
  • EcoCrowd – Speziell für nachhaltige Projekte. Ideen werden finanziell unterstützt und durch den Austausch mit der Crowd und dem Projektträger Deutsche Umweltstiftung weiterentwickelt.
  • Viele schaffen mehr – Crowdfunding-Initiative der Genossenschaftlichen FinanzGruppe, die Vereine und Institutionen aus der Region bei der Finanzierung ihrer Ideen unterstützt.

Welche die richtige Plattform für eure Kampagne ist, ist von mehreren Faktoren abhängig:

  • Wie hoch sind die Kosten, gibt es eine Plattformgebühr und/oder eine Transaktionsgebühr?
  • Kann ich die Daten der Unterstützer*innen erhalten?
  • Wie sieht die Integration in andere Plattformen oder Fundraising-Methoden aus?
  • Wie einfach sind Bedienbarkeit und Usability (Aspekte, die euren Unterstützer*innen das Spenden erleichtern)?
  • Wie sieht der Service der Plattform aus? Bietet sie Peer-to-Peer Fundraising an?

Exkurs: Beim Peer-to-Peer Fundraising können Unterstützer*innen entweder spenden oder eine eigene Spendenseite anlegen, um in eurem Namen Geld zu sammeln. Das kann eurer Kampagne einen enormen Aufwind geben. Wenn jemand für euer Anliegen Werbung macht und sogar Spenden sammelt, erhöht das außerdem das Vertrauen in eure Mission. 

Storytelling ist das A und O

Habt ihr die richtige Plattform gefunden, braucht ihr gute Argumente und eine einprägsame Geschichte, um euch von anderen Aktionen abzuheben. Um eure Botschaft so kurz und aussagekräftig wie möglich zu vermitteln, solltet ihr euch im Klaren darüber sein, wer eure potenziellen Spender*innen sind und was sie von euch wissen wollen: 

  • Stellt euch vor: Was macht euer Verein, wer steckt dahinter?
  • Wofür braucht ihr das Geld? Welche Probleme könnt ihr mit der Unterstützung lösen?
  • Was ist euer USP? Was unterscheidet euch von anderen Organisationen?
  • Welche Vorteile haben Unterstützer*innen?

Macht die Geschichte so persönlich und lebendig wie möglich: Warum brennt ihr für dieses Anliegen? Verwendet attraktives Bildmaterial und ein Präsentationsvideo. Wenn ihr ein Projekt ausweiten möchtet, präsentiert euren bisherigen Erfolg: Lasst zum Beispiel Menschen zu Wort kommen, denen ihr bereits geholfen habt.

Sobald ihr die Geschichte ausformuliert habt, testet die Crowdfunding-Kampagne an euren bereits vorhandenen Unterstützer*innen und Wegbegleiter*innen. So könnt ihr nicht nur ausloten, ob die Botschaft eure Zielgruppe anspricht und sie gegebenenfalls ändern. Ihr seid im besten Fall bereits ein paar Euro näher an euer Spendenziel herangekommen, noch bevor die Crowdfunding-Kampagne offiziell gestartet ist. 

Mehr zum Thema:

Marketing, Marketing, Marketing

Die Kampagne auf die Crowdfunding-Plattform zu stellen, die Hände in den Schoß zu legen und auf Unterstützer*innen zu warten, reicht aber nicht. Ihr müsst eure Zielgruppe auf die Plattform bringen und auf die Kampagne aufmerksam machen. Denn die beste Initiative wird keinen Erfolg haben, wenn keiner von ihr erfährt.

Nutzt all eure Marketing-Kanäle, um das Crowdfunding bekannt zu machen und mehr Spender*innen anzuziehen: Ob Newsletter, Website-Banner, Flyer und Poster mit QR Codes, eure eigenen Social-Media-Kanäle oder bereits vorhandene Unterstützer*innen – je mehr Menschen von der Kampagne erfahren, desto erfolgreicher wird sie. 

Die Macht des Dankeschöns

Die Crowdfunding-Kampagne war erfolgreich, das gesammelte Geld muss rasch dort eingesetzt werden, wo es notwendig ist: Nun geht es darum, euren Unterstützer*innen zu danken und sie darüber zu informieren, was mit ihrer Spende passiert. Ein „Danke” in Form einer E-Mail, eines Briefs, einer persönlichen Video-Botschaft oder einer Markierung auf Social Media kann dazu animieren, beim nächsten Mal wieder großzügig zu sein.

Bleibt mit euren Unterstützer*innen nach der Kampagne in Kontakt: Haltet sie über den Impact ihrer Spende auf dem Laufenden, zeigt ihnen in Bildern, Videos, über Social Media und im Newsletter, an welcher guten Sache sie maßgeblich beteiligt sind.

Fazit: Crowdfunding kann euch in Krisenzeiten helfen, relativ schnell, risikoarm und kosteneffizient finanzielle Engpässe zu überwinden. Damit eine solche Kampagne erfolgreich ist, sind allerdings jede Menge Arbeit und Strategien notwendig. Dieser Einsatz kann sich aber bezahlt machen – nicht nur finanziell, sondern auch durch das Gewinnen und Einbinden einer neuen Crowd in eure Mission.