Pro-bono-Dienste, Aktionstage, Mentoring & Co. – Wir klären über Vor- und Nachteile zentraler Formate der Unternehmenskooperation auf. Mit Entscheidungsbaum.
Am Anfang allen Engagement steht die Frage, welches Format zur Unternehmenskooperation passt.
Die Formate unterscheiden sich im Wesentlich nach …
- der Expertise, die die Volunteers mitbringen bzw. den Kompetenzen, die die Organisation benötigt,
- den Zielen, die das Volunteering verfolgt,
- der Dauer
- sowie der Anzahl der teilnehmenden Volunteers und ggf. auch deren Funktion im Unternehmen.
Wählt die Maßnahme passend zu den Zielen! Möchte das Unternehmen einen Social Day veranstalten, um möglichst viele Mitarbeiter*innen zu aktivieren? Oder doch lieber gezielte Patenschaften zwischen Mitarbeiter*innen und ausbildungsschwachen Jugendlichen etablieren? Oder bevorzugt es das Secondment, um eine bestimmte Führungskraft zu entwickeln?
Überlegt genau, welche Mitarbeiter*innengruppe infrage kommt und wie lange die Maßnahme dauern soll. Von eintägigen Events bis zur halbjährigen Hospitation ist alles denkbar.
Natürlich lassen sich Maßnahmen auch kombinieren.
Mitunter spielen auch die zur Verfügung stehenden Ressourcen eine Rolle, z.B. Anzahl an Volunteers, Zeit, finanzielle Mittel, u.a.
Bestimmte CV-Maßnahmen sind erst dann sinnvoll, wenn möglichst viele Mitarbeiter*innen teilnehmen können, etwa bei einem Social Day. Einige Organisationen hingegen können von diesem punktuellen und geballten Engagement mitunter überfordert sein. Klärt daher im Vorfeld, wie viele Freiwillige für das Projekt sinnvoll sind und was für einen Beitrag sie leisten können – und wie viele ihr managen könnt!
Corporate-Volunteering-Format: Pro Bono
Bei der unentgeltlichen Leistung eines Unternehmens für eine Non-Profit steht die Kernkompetenz der Volunteers im Mittelpunkt: Die Kommunikationsagentur etwa erstellt eine Marketing-Kampagne, die Kanzlei berät in Rechtsfragen, und das IT-Unternehmen programmiert eine neue Webseite.
- Vorteile: Pro Bono ist kompetenzbasiert und hat damit einen sehr hohen Wirkungsgrad in der Organisation. Pro Bono liefert einen erheblichen Mehrwert für eure Organisation, die Arbeit ist sinnstiftend für Volunteers und verspricht diesen viel Anerkennung.
- Nachteile: Nur wenige, ausgewählte Volunteers sind eingebunden. Außerdem ist die Abgrenzung zu deren Alltagsgeschäft meist vergleichsweise gering.
Corporate-Volunteering-Format: Aktionstage (Social Days)
An Aktionstagen werden beispielsweise
an einem Tag Klassenzimmer gestrichen, Setzlinge gepflanzt oder Grünflächen
gereinigt. Dabei sind die Volunteers oft nur wenige Stunden im Einsatz
und verrichten handwerklich eher einfache Tätigkeiten – dafür machen meist
viele mit. Das erklärt, warum sich diese Form bei Unternehmen großer Beliebtheit
erfreut.
Eine etwas kompetenzbasiertere Form der Social Days findet sich z.B.
in Karrieretagen, während denen Volunteers interessierten Jugendlichen
erste Einblicke in die Berufswelt geben oder Werksführungen organisieren.
- Vorteile: Aktionstage bieten Abwechslung vom Alltag, ermöglichen Teambuilding und benötigen nur selten fachliche Qualifikationen der Volunteers. Überdies sind Aktionstage eine ganz hervorragende Möglichkeit, um skeptische oder bislang wenig engagierte Volunteers zu ködern (und zu überzeugen).
- Nachteile: Aktionstage besitzen aufgrund ihres Event-Charakters eine tendenziell niedrigere gesellschaftliche Wirkung. Außerdem sind Aktionstage für Organisationen häufig sehr aufwendig zu organisieren – erörtert daher beizeiten die Kosten-Nutzen-Frage.
Corporate-Volunteering-Format: Mentoring
Diese weit verbreitete Form des Engagements
bringt Volunteers z.B. in Patenschaften mit sozial benachteiligten
Jugendlichen. Das Mentoring kann aber auch für Volunteers interessant
sein, die ihr Know-how in die Gremien gemeinnütziger Organisationen einbringen
möchten, z.B. als Vorstand oder Beirätin.
Das Mentoring wird immer wichtiger:
Erstens, weil es unendlich viele Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten bietet,
und zweitens, weil es die beruflichen und sozialen Kompetenzen fördert.
- Vorteile: Mentoring ist eine gute Möglichkeit, um die Persönlichkeitsbildung bei Volunteers zu fördern. Da es Kontinuität und dauerhafte Verbindlichkeit verspricht, ist Mentoring auch im besonderen Maße für Non-Profits interessant.
- Nachteile: Die Suche nach Einsatzmöglichkeiten erweist sich oft als schwierig. Überdies bedarf es zumeist eines langfristigen Commitments, einer guten fachlichen Vorbereitung sowie einer hohen Verlässlichkeit aller Beteiligten – sowohl der Mentor*innen als auch der Mentees.
Corporate-Volunteering-Format: Secondment
Volunteers werden in gemeinnützige Organisationen entsandt, z.B. für ein halbes Jahr, um dort Fach- und Führungsaufgaben zu übernehmen. Das kann beispielsweise für ältere Volunteers als Vorbereitung auf die Nacherwerbsphase interessant sein (“Secondment for transition”).
- Vorteile: Das Secondment befeuert durch seine Intensität die persönliche Weiterentwicklung und trägt zu einem nachhaltigen Perspektivwechsel bei. Für die Non-Profit-Organisation kann ein Secondment eine sehr wirksame Unterstützung sein – sofern es wirklich bedarfsgerecht geplant ist.
- Nachteile: Secondment kann für das Unternehmen durchaus kostenintensiv werden. Volunteers sind häufig langfristig eingebunden und können währenddessen ihren betrieblichen Tätigkeiten nicht nachkommen. Überdies beschränkt sich ein Secondment häufig auf sehr wenige Volunteers; es lässt sich nur sehr bedingt skalieren.
Corporate-Volunteering-Format: Soziales Praktikum
Bei dieser Maßnahme steht die Persönlichkeitsentwicklung der Volunteers – oder ganzer Teams – im Mittelpunkt. Ein typisches Beispiel ist der Seitenwechsel der Führungskraft, die in einer Organisation hospitiert und kurz, aber nachhaltig, ihre Expertise zur Verfügung stellt.
- Vorteile: Das soziale Praktikum ermöglicht individuelles Lernen und eignet sich damit sehr gut für die Personalentwicklung. Es baut auf die Expertise von Fachkräften und kann gezielt für die Organisationsentwicklung von Non-Profits eingesetzt werden.
- Nachteile: Das Format erfordert eine intensive Vorbereitung und eine nicht minder gründliche Reflexion. Darüber hinaus erlaubt es meist nur einen eher kurzen Einblick in die Welt der Non-Profits.
Entscheidungbaum
Der Entscheidungsbaum bringt euch der Entscheidung für oder gegen ein Format einen Schritt näher:
Weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Unternehmen
Neben den skizzierten gibt es noch weitere Ansätze, um Partnerschaften zwischen Non-Profits und Unternehmen zu gestalten:
- Sach- und Geldspenden: ein Unternehmen spendet etwa Laptops und andere Hilfsmittel an eine Organisation, um diese darin zu unterstützen, ihr Mentoring-Programm digital umsetzen zu können
- Bereitstellen von Technologie, Wissen und/oder Produkten: Ein Software-Unternehmen stellt Gratisangebote für Non-Profits zur Verfügung, die die Unternehmenswerte vertreten, z.B. in der Förderung von Digitalisierung und Future-Skills für den Arbeitsmarkt
- Resssourcennutzung: Der mittelständische Maschinenbauer richtet gemeinsam mit einem Bildungsträger aus dem Non-Profit-Bereich Ideencamps für Teenager aus; z.B. stellt das Unternehmen räumliche und/oder digitale Infrastruktur zur Verfügung
- Sozialsponsoring: ein Unternehmen aus der Sportbranche finanziert den Trikotsatz eines Vereins, dessen Werte denen des Unternehmens gleichen, z.B. Inklusion
- Wissensaustausch: Job Shadowing, soziale Praktika, Hospitationen – jede Seite lernt die Welt der anderen Seite kennen, lernt entsprechende Hard- und Soft-Skills und taucht in Netzwerke ein
- Gemeinsame Aktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit (Awareness Raising): Ein Unternehmen realisiert einen Day of Caring und unterstützt lokale Tafeln.
- Gemeinsames Agenda-Setting oder Kampagnen für Advocacy: Ein Unternehmen unterstützt die digitale Kampagne von Hamburgs Drag-Ikone Olivia Jones (“Olivia macht Schule”), ein Projekt für Vielfalt, Respekt und Toleranz