Ein Businessplan für Non-Profits kann dabei helfen, Geldgeber*innen zu überzeugen, Ziele realistisch zu planen und einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb aufzubauen. Was dabei wichtig ist
Ein Businessplan ist wie eine Visitenkarte: Er zeigt potenziellen Förder*innen, warum sie ausgerechnet eure Non-Profit unterstützen sollten und wie sich die geförderten Angebote später alleine tragen sollen. Aber auch in anderen Situationen ist er hilfreich:
- um eure Vision und eure Ziele klar zu definieren
- bei Präsentationen im Rahmen der Spendenakquise
- bei der Akquise von Netzwerkpartner*innen
- als Grundlage für Strategieanpassungen
- als Basis für die Weiterentwicklung eures Angebots
- als Frühwarnsystem, das rechtzeitige Kurskorrekturen ermöglicht
- um Meilensteine auf dem Weg zum Ziel zu definieren
Die einzelnen Businessplan-Bausteine
Ein Businessplan für Non-Profits ähnelt in der Grundstruktur einem Businessplan für Wirtschaftsunternehmen – in der Ausgestaltung der einzelnen Bausteine gibt es aber Unterschiede. Trotz allem ist jeder Businessplan individuell. Nehmt euch also die Freiheit, den Plan zu ergänzen oder unpassende Aspekte wegzulassen.
Nonprofit-Finanzierung – richtig gemacht
- Einschätzung der Finanzierungsquellen
- Tipps & Fachartikel zu Fundraising, Spenden, Fördermittel und mehr
- Methoden, Tools, Downloads & Weiterbildungen
1. Zusammenfassung
Im ersten Abschnitt erläutert ihr kurz das Geschäftsmodell. Non-Profits werden zwar nicht gegründet, um Profit zu erzielen – um sozialen Wandel zu bewirken, benötigen sie dennoch Geld.
- Angebot und Ziel: Was bietet ihr an? Für wen genau? Mit welchem Nutzen?
- Finanzierung: Woher kommen die Gelder (z.B. Fördergelder, Kredite, Spenden, Einnahmen aus wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb) und wie wollt ihr sie verwenden?
- Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Non-Profits mit einem ähnlichem Angebot
- Überblick über die einzelnen Projektphasen bzw. Meilensteine
- Vision: Wie sehen eure langfristigen Ziele aus?
Tipp: Es kann helfen, diesen Textabschnitt zum Schluss zu schreiben!
2. Zielmarkt
Beschreibt zunächst, für welches Problem ihr eine Lösung anbietet. Welche gesellschaftliche Situation verändert ihr zum Besseren? Stellt klar dar, welche Zielgruppe von eurem Angebot profitiert und inwiefern ihr damit ein gesellschaftliches Problem löst.
- Worin besteht eure gesellschaftliche Wirkung? Was wollt ihr ändern?
- Führt auf, welche handfesten Wirkungsbelege ihr habt, die eure Ziele untermauern.
- Mit welcher Methode habt ihr all das festgestellt?
3. Angebot
Hier erläutert ihr, welche Dienstleistungen, Programme und Produkte ihr anbieten möchtet.
- Was tut ihr genau und mit welchem Effekt?
- Womit startet ihr, welche Weiterentwicklungen und Ergänzungen sind geplant?
- Welches Alleinstellungsmerkmal besitzt ihr?
4. Marktübersicht: Zielgruppe, Konkurrenz und Standort
In diesem Abschnitt beschreibt ihr ausführlicher die Zielgruppe und deren bisherige Situation. Welchen Nutzen hat euer Angebot und welche Probleme der Zielgruppe könnt ihr lösen? Nennt möglichst auch in Zahlen,
- für wie viele Menschen euer Angebot potenziell interessant ist und
- wie viele ihr auf welchem Weg und in welcher Zeit erreichen wollt.
Dabei hilft euch eine Bedarfs- und Umfeldanalyse. Hier könnt ihr auch einen Vergleich zu Wettbewerber*innen ziehen und deutlich machen, warum euer Angebot besonders wirkungsvoll ist. Selbst wenn es in eurem Tätigkeitsbereich keine Konkurrenz gibt, steht ihr mit anderen Non-Profits im Wettstreit um finanzielle Mittel.
5. Team, Organisationsstruktur und Rechtsform
Unter diesen Punkt gehören Informationen dazu, wie euer Team aufgestellt ist und welche Aufgaben jede*r Einzelne übernehmen wird. Stellt das Kernteam mit seinen Qualifikationen vor. Wichtig sind
- Ausbildungen, Abschlüsse und Titel,
- relevante Vorerfahrungen, Verantwortlichkeiten und Leistungen sowie
- eigene Erfahrungen mit der Situation, Problemstellung oder Zielgruppe.
In den Businessplan für Non-Profits gehören auch die Gesellschafterstruktur und die Rechtsform – zum Beispiel gemeinnützige GmbH (gGmbH), gemeinnützige Aktiengesellschaft (gAG) oder eingetragener Verein (e. V.).
6. Finanzierung und Controlling
Hier führt ihr alle Mittel auf, die zur Finanzierung eurer Non-Profit beitragen, zum Beispiel öffentliche Zuschüsse, Sponsoring und Spenden. Auch Mitgliederbeiträge, der Verkauf thematisch passender Produkte oder Kaffee und Kuchen können zur Finanzierung beitragen.
Für eine nachhaltige Etablierung eures Angebots ist das Fundraising besonders wichtig. Überlegt euch deshalb genau, wer euch unterstützen könnte: Welche Art von Unternehmen, Institutionen, Organisationen oder Personen spendet für Vorhaben wie eures?
Stellt dar, wie, wann und wo ihr potenzielle Spender*innen ansprechen und Gelder akquirieren möchtet. Nennt die wichtigsten Maßnahmen wie zum Beispiel Werbeaktionen, eine aktive Teilnahme an Veranstaltungen oder die gezielte Ansprache bestimmter Personenkreise. Grundsätzlich gilt: Je konkreter ihr im Businessplan werdet, desto besser. Auch geplante Ausgaben gehören in diesen Abschnitt. Achtet dabei darauf, zwischen Zweckbetrieb und wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb zu unterscheiden.
Zwar eignen sich für Non-Profit-Organisationen finanzielle Kennzahlen nur eingeschränkt für das Controlling. Setzt euch trotzdem Meilensteine, deren Einhaltung ihr regelmäßig überprüft, zum Beispiel anhand folgender Aspekte:
- Höhe der Spenden und Zuschüsse
- Zahl der durchgeführten Programme oder Teilnehmenden
- Zahl der strategischen Partner*innen
- Sind die Leistungsempfänger*innen vom Angebot überzeugt?
- Wie ist die Mitarbeiterzufriedenheit?
7. Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
Hier beschreibt ihr, mit welchen Mitteln ihr eure Zielgruppe erreichen wollt und wo ihr mit ihnen in Kontakt kommt. Welche Medien kommen infrage? Zur Auswahl stehen unter anderem Aushänge, Pressemitteilungen, E-Mails, digitale Informationen per Website und Blog oder die sozialen Medien sowie die Ansprache über Partnerorganisationen.
Tipp: Der Social Reporting Standard (SRS) erleichtert es sozialen Organisationen, über ihr Wirken zu berichten.
8. Netzwerke
Mit welchen Organisationen und weiteren Partner*innen plant ihr eine Zusammenarbeit? Verankert eure Aktivitäten in einem verlässlichen Netzwerk – so seid ihr krisenfester aufgestellt. Das können je nach Tätigkeitsbereich Kontakte zu Behörden, Produzent*innen oder Dienstleister*innen sein. Über eure Ansprechpartner*innen kommt ihr zügig an Informationen zu neuen Vorschriften, Auflagen oder Regelungen, schon bevor diese sich über die offiziellen Informationswege verbreiten.
Sucht ihr Mitarbeiter*innen mit speziellen Qualifikationen, können Netzwerkpartner*innen oft mit Kontakten oder Empfehlungen helfen. Auch Bewerbungen um größere geförderte Projekte, die eure Kapazitäten übersteigen, sind im Verbund mit Netzwerkpartner*innen erfolgreicher.
9. Chancen und Risiken
Dass ihr vor dem Start recherchiert habt, ob es einen Bedarf für euer Angebot gibt, ist klar. Aber trotz aller Vorarbeiten bleiben Risiken bestehen. Zum Beispiel:
- Annahmen treten nicht so ein wie erwartet
- Ungeplante Mehraufwände kommen dazu
- Es herrscht eine höhere Teamfluktuation als erwartet, einhergehend mit Wissensverlust
- Ihr werdet mit unvorhergesehenen Krisen konfrontiert (z.B. Corona)
- Lieferketten brechen ab (z.B. aufgrund schlechter Wetterbedingungen oder Materialmangel bei der Produktion)
Je klarer ihr diese Risiken benennt, desto besser seid ihr gewappnet.
Benennt im Businessplan aber auch detailliert die Chancen eures Angebots. Am besten, ihr macht die Bandbreite möglicher Entwicklungen durch ein Best- und Worst-Case-Szenario greifbar.
10. Finanzplan
Für den Finanzplan gibt es kein festes Muster – er sollte vor allem realistisch sein. Hier berechnet ihr, welchen Kapitalbedarf eure Organisation hat. Der Kapitalbedarf ist die Summe aller finanziellen Mittel, die eure Non-Profit zur Zielerreichung benötigt.
Tipp: Der Kapitalbedarf wird gerne unterschätzt. Plant einen Puffer ein, zum Beispiel in Höhe von 25 Prozent des berechneten Kapitalbedarfs. So können verspätet eingehende oder ausfallende Gelder nicht den Bestand eurer Organisation gefährden.
Geldgeber*innen schätzen eine realistische und nachhaltige Planung. Erstellt deshalb am besten auch eine Prognose für die nächsten drei bis fünf Jahre. Es zeichnet sich ab, dass als nachhaltig eingestufte Finanzierungen bei den Banken in Zukunft günstigere Konditionen erhalten könnten. Die Nachhaltigkeit bezieht sich dabei auf die drei Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.
Unterstützung gesucht? Hier werdet ihr fündig
Kostenlose oder günstige Gründungsberatungen findet ihr häufig bei der regionalen Wirtschaftsförderung, bei den Kammern, an Hochschulen und manchmal auch in Technologiezentren. Die Beratung ist jeweils unterschiedlich organisiert – an Hochschulen kann sie zum Beispiel in der Transferstelle angesiedelt sein.
Recherchiert im Internet unter dem Stichwort “Gründungsberatung” direkt bei den Institutionen nach. Bei der Rechtsformwahl können euch Rechtsanwälte beraten, die sich mit Non-Profit-Organisationen auskennen.
Es gibt außerdem unzählige Vorlagen für Businesspläne, die alle leicht voneinander abweichen. Lasst euch nicht verwirren. Entwickelt eure individuelle Version – schließlich seid ihr die Spezialist*innen für eure Idee. Für einen Rundum-Blick könnt ihr euch auch die erprobten Vorlagen auf dem Online-Portal Gründerplattform.de anschauen oder selbst einen Businessplan erstellen.
So geht es weiter
Euer Businessplan ist fertig? Herzlichen Glückwunsch! Jetzt könnt ihr ihn komplett oder in Auszügen nutzen: für Anfragen bei potenziellen Geldgeber*innen oder Kooperationspartner*innen, für Fördermittelanträge und als internen Informationslieferanten.
Tipp: Habt die wichtigsten Zahlen jederzeit parat, dann hinterlasst ihr in Gesprächen einen souveränen, vertrauenswürdigen Eindruck.