Gerade für kleine gemeinnützige Vereine und Initiativen lohnt es sich, ihr Leistungsangebot immer wieder zu überprüfen – um Stärken und Schwächen sichtbar zu machen und auf diesen Erkenntnissen aufzubauen. Eine kurze Anleitung.
Regelmäßig das eigene Angebot prüfen
Mit eurer Arbeit möchtet ihr die Welt ein Stück besser
machen. Ob ihr euch für Obdachlose, den Klimaschutz, Demokratieförderung oder
gegen häusliche Gewalt engagiert: Eure Arbeit ist eminent wichtig!
Genauso wichtig ist
aber, dass sie wirkt. Deshalb ist es sinnvoll, das eigene Schaffen gelegentlich
zu überprüfen: Kommt unsere Unterstützung da an, wo sie hin soll? Erreichen wir die avisierten Zielgruppen? Steht die
Wirkung in einem vernünftigen Verhältnis zu dem, was wir an Geld, Zeit und Mühe
hineinstecken? Lohnt es sich, damit weiterzumachen (oder müssen wir gegensteuern bzw. etwas ändern)? Können wir langfristig und
nachhaltig etwas bewirken?
Mit solchen Fragen sollten sich auch kleine
Non-Profits und soziale Initiativen beschäftigen. Sie verhindern nämlich, dass
man sich verzettelt und eine großartige Idee irgendwann im großen Katzenjammer
endet. Wenn ihr wisst, welche Projekte besonders gut liefen, dann könnt ihr
analysieren, warum das so ist, und das gewonnene Wissen in anderen Projekten
einsetzen oder für die Weiterentwicklung eures Angebots nutzen.
Wie steht es um die Qualität unseres Angebots?
Viele Projekte sind entstanden, um kurzfristig auf
einen Missstand zu reagieren. Man hatte eine gute Idee, wie man Abhilfe
schaffen könnte, und stürzte sich in die Arbeit. Allmählich konnte man diese
Idee durch Zielsetzungen konkretisieren und verschiedene Maßnahmen entwickeln,
um dieses Ziel zu erreichen. Und zwar systematisch konkretisieren und weiterentwickeln. Denn häufig ist es so: Die Maßnahmen werden zwar im Licht der Erfahrungen aus der Projektarbeit angepasst, aber eben häufig auch ad hoc und weniger strategisch als es sinnvoll wäre. Deshalb lohnt es sich durchaus, regelmäßig zu untersuchen, ob man sich überhaupt noch auf dem Weg zum Ziel
befindet.
Dazu solltet ihr zunächst überlegen, mit welchen Aspekten eurer
Arbeit ihr euch auseinandersetzen wollt:
- Wovon versprecht ihr euch einen Erkenntnisgewinn?
- Sollen verschiedene Leistungen, bestimmte Abläufe, einzelne Projekte oder die gesamte Organisation auf den Prüfstand?
- Stimmt euer USP noch? (Mehr zum Thema: “Alleinstellungsmerkmal: In 4 Schritten zum USP deiner Non-Profit”.)
Damit soziales Engagement bei der Zielgruppe gut ankommt, braucht es mehr als eine gesunde Portion Idealismus und engagiertes Arbeiten. Auch kleinere soziale Projekte müssen Effektivität und Effizienz ihrer Maßnahmen hinterfragen.
- Effektivität: Die eingesetzten Mittel sind geeignet, um die festgelegten Ziele zu erreichen.
- Effizienz: Die eingesetzten Mittel könnten nicht anderweitig besser verwendet werden.
Letztlich geht es darum, sich selbst zu vergewissern, ob man gute Arbeit leistet, und daraus Schlüsse für künftige Projekte zu ziehen. Wer seine verfügbaren Mittel effizient und effektiv einsetzt, hat es außerdem leichter, von seinem Anliegen zu überzeugen – zum Beispiel, um das Fundraising zu begünstigen, Unterstützer*innen zu finden oder Fördergelder einzuwerben.
Ein gutes Bild, wie zielorientiert du bereits arbeitest, malt das Wirkometer. Das Wirkometer ermittelt anhand von 20 Fragen, ob Ziele, Zielgruppen und Maßnahmen eigentlich zusammenpassen und an welchen Stellen es noch Verbesserungspotenzial gibt.
Evaluation: So macht ihr den Qualitäts-Check
Die Bewertung eurer Arbeit ist eine sogenannte
Evaluation. Man kann Konzepte, Programme, Projekte und Methoden evaluieren, um
damit ihre Wirkungen und Ergebnisse zu erfassen.
Mit der Evaluation von
Projekten lässt sich zum Beispiel ermitteln, wie gut die Abläufe innerhalb des
Projekts funktionieren und inwiefern es seine Ziele erreicht. Das Projekt soll
also seinen Nutzen, den Grad der Zielerreichung und letztlich seine Berechtigung unter Beweis stellen. Eine Evaluation
ist eine Phase der Reflexion und der Analyse, nach der man die Effektivität und
Effizienz von Maßnahmen oder Projekten beurteilen kann. Oft gelangt man dadurch
zu erstaunlichen Einblicken und Wirkungszusammenhängen.
1. Interne Evaluation: “Wie läuft es?”
Feedback im Team einzuholen ist ein praktischer erster
Schritt, wenn ihr eure Arbeit auswerten und verbessern möchtet.
Dazu eignet
sich zum Beispiel ein offenes Gespräch, in dem ihr euch mit allen Beteiligten
über den Projektverlauf austauscht. Auch regelmäßige, fest terminierte und gut strukturierte Lernrunden oder Abschlussmeetings nach Projekten sind sinnvoll.
Es lohnt sich, positives wie negatives Feedback zu
dokumentieren und übersichtlich aufzubereiten, um wichtige Erkenntnisse daraus
abzuleiten.
Die folgenden Fragen bilden einen guten Startpunkt:
- Was läuft bei uns gut?
- Wo knirscht es regelmäßig?
- Welche erfolgreichen Maßnahmen oder Angebote können wir mit besonders wenig Aufwand umsetzen, welche standardisieren?
- Wofür setzen wir den Löwenanteil unserer Arbeitszeit und Spendengelder ein?
- Welche Fortschritte, Ergebnisse und Wirkungen haben wir bisher erzielt?
- In welche Richtung wollen wir weitergehen? Welche Ziele sind realistisch erreichbar, braucht es Anpassungen?
Neben Teamgesprächen ist ein Blick auf Protokolle, Fragebögen und andere Dokumente hilfreich. Sie liefern auch kleinen gemeinnützigen Projekten mit eher informellen Strukturen grundlegende Kennzahlen ihrer Arbeit:
- Wie viele Beratungskontakte gab es im letzten Jahr?
- Wie viele Arbeitsstunden sind insgesamt in das Projekt geflossen?
- Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten wir mit unserer Maßnahme erreichen?
- Wie viele Spendengelder haben wir eingenommen?
- Vor allem aber: Wie beurteilen Teilnehmende oder Beteiligte die Maßnahmen? Sind sie zufrieden? Stellen sie eine Veränderung an sich fest?
- Haben die Maßnahmen tatsächlich die avisierten Wirkungen erzielt?
- Wenn es Wirkungen gab, in welcher Ausprägung zeigen sich diese? Gab es Änderungen im Bewusstsein der Zielgruppen, auf Ebene des Verhaltens oder gar mit Blick auf die soziale Lebenslage der Zielgruppen? (Hierzu mehr im Beitrag: “Was ist soziale Wirkung und wie weise ich sie nach?”)
- Gab es unbeabsichtigte Wirkungen (positive wie negative)?
- Haben wir aus der Arbeit gelernt? Gab es z.B. regelmäßige Lernrunden?
- Wurden die Wirkungen kommuniziert?
Mit solchen qualitativen wie quantitativen Informationen werden Aufwand und Wirkung von unterschiedlichen Aktivitäten mess- und vergleichbar. Die Daten liefern daher wertvolle Hinweise für die Bewertung eurer Arbeit.
2. Feedback von außen: Was kommt gut an, was weniger?
Wenn man die eigenen Projekte oder Leistungen
überprüft, ist der direkte Kontakt zur Zielgruppe natürlich besonders wertvoll.
Die Interessen, Erfahrungen und Perspektiven derjenigen, an die sich eurer
Einsatz richtet, sind schließlich der Maßstab eures Handelns. Sie wissen am
besten, was prima funktioniert, was weniger gut läuft und welche Maßnahmen noch
fehlen.
Um zu erfahren, wie gut ihr die Bedürfnisse eurer
Zielgruppe erfüllt, müsst ihr sie befragen, und zwar möglichst direkt und
systematisch. Eine solche Befragung kann ganz kurz sein und per E-Mail, per
Post oder direkt vor Ort durch Interviews oder Fragebögen erfolgen. Darauf
könnte zum Beispiel stehen:
- Was haben wir gut gemacht?
- Wo könnten wir noch besser werden?
- Welche zusätzlichen Angebote wünschen Sie sich?
Wer seine Zielgruppe direkt vor Ort befragt, zum
Beispiel die Besucherinnen und Besucher eines Seniorentreffs, der hat
naturgemäß einen höheren Rücklauf als bei einer späteren Umfrage per E-Mail.
Was am besten zu euch passt, hängt natürlich von eurem Angebot und eurer
Zielgruppe ab.
Die Ergebnisse, übersichtlich zusammengefasst und dokumentiert,
bieten viel Stoff für Diskussionen im Team. Auf dieser Grundlage ist es meist
kein Problem, einzelne Maßnahmen anzupassen oder ergänzende Projekte zu
entwickeln. So schärft ihr nebenbei sogar euer Profil.
Einen Schritt zurück: Welche Ziele haben wir uns gesetzt?
Wenn ihr das Gefühl habt, dass es nicht ausreicht, ein laufendes Projekt oder einzelne Maßnahmen zu analysieren, dann liegt das Problem vielleicht tiefer. Sicher habt ihr eure Aktivitäten voller Motivation und guter Ideen aufgenommen. Ist euch bei eurer täglichen Arbeit noch bewusst, welche das waren? Wer diese Frage nicht sofort mit Ja beantworten kann, sollte einen Schritt zurücktreten und seine Zielvorstellungen (nochmals) formulieren:
- Was wollen wir mit unserem Projekt erreichen? (z.B. Ehrenamtliche gewinnen, Spenden sammeln, auf Probleme aufmerksam machen, bestimmte Veränderungen bei Zielgruppen erreichen, einen gesellschaftlichen Missstand bekämpfen …)
- Welche Zielgruppe möchten wir ansprechen? (z.B. ältere Menschen in der Nachbarschaft, Betroffene von häuslicher Gewalt, Auszubildende in Pflegeberufen, private Unternehmen, öffentliche Einrichtungen …)
- Was ist nötig, um das Projekt zu verwirklichen? (z.B. Minimum an Beratungskontakten oder Spendeneingang, Mindestanzahl von Unterschriften, Unterstützung kommunaler Behörden etc.)
Ziele lassen sich sehr gut mit der SMART-Methode
definieren. Ein Ziel soll spezifisch,
messbar, akzeptiert, realistisch
und terminierbar sein.
So könnte ein smartes Ziel aussehen:
- Ziel: 100 Kinder sollen durch eine individuelle Hausaufgabenbetreuung bessere schulische Leistungen erreichen.
- Spezifisch: Kostenlose Hausaufgabenbetreuung für 100 Kinder der Astrid-Lindgren-Mittelschule in der Nordstadt.
- Messbar: Ein Input von 10.000 Euro Spendensumme und avisierte 70 Patenschaften. Nach einem Jahr haben sich 50% der betreuten Schüler*innen infolge der Patenschaft im Notenschnitt wie in der persönlichen Beurteilung durch die Lehrkräfte verbessert.
- Akzeptiert: Ist das Projektteam und sind die Beteiligten mit der Maßnahmen und den Zielvorstellungen einverstanden?
- Realistisch: Sind die festgelegten Ziele wirklich erreichbar? Welche Kenntnisse bringen wir aus vergangenen Projekten mit? Können wir z.B. mit der Unterstützung der Schule und der Eltern rechnen?
- Terminierbar: Die messbaren Ziele sollen spätestens bis Ende des zweiten Schulhalbjahrs erreicht werden.
Im Non-Profit-Bereich ist es zwar oft schwierig und aufwendig, Ziele in eine messbare und nachprüfbare Form zu bringen. Der Aufwand lohnt sich aber. Schon beim Ausarbeiten werden Schwachstellen im Konzept sichtbar, an denen man dann noch arbeiten kann. Außerdem könnt ihr mit klar definierten Zielen während der Laufzeit und erst recht am Ende eures Projekts den Nutzen besser bewerten.
Klarheit gewonnen? Entwicklung anstoßen!
Auch wenn man vom Erfolg der eigenen Arbeit beflügelt
ist, ist es empfehlenswert, sie regelmäßig einem Qualitäts-Check zu unterziehen.
Spätestens,
wenn ihr ein Projekt beendet habt, gilt es daher, Bilanz zu ziehen und die
Ergebnisse auszuwerten:
- Habt ihr eure gesteckten Ziele erreicht?
- In welcher Ausprägung wurden die Wirkungen erreicht?
- Welche Maßnahmen haben zum gewünschten Erfolg geführt und welche nicht?
- Was waren begünstigende Faktoren, welche nicht?
- Welche Learnings lassen sich auf Folgeprojekte übertragen?
Dadurch könnt ihr mögliche Schwachstellen herausfiltern und neue Erkenntnisse ziehen, die ihr im nächsten Projekt anwendet. Aus der Bestandsaufnahme wird damit ein starkes Instrument für Planung und Optimierung – um euer Konzept und euer Leistungsangebot anzupassen, effizienter und effektiver zu arbeiten und eine größere Wirkung zu erzielen.
Autorin: Ann Yacobi