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Partner*innen finden und überzeugen
Lektion 10 von 11

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[00:00:01.460] – Nina Hirsens, PHINEO gAG

Bei den ersten Partnerinnen und Partnern ist es wichtig, dass man sie besonders bewusst auswählt, weil du zu Beginn eines Vorhabens nicht bloß nach Partnern suchst, sondern wirklich nach Verbündeten. Mit ihnen kann man mit voller Energie durchstarten und wenn Hindernisse aufkommen, diese leichter überwinden. Deshalb ist es wichtig, dass Partnerinnen und Partner motiviert sind, systemische Veränderungen herbeizuführen und dass ihre Ziele zu deinen eigenen passen.

[00:00:26.930] – Julia Kaesemann, PHINEO gAG

Wenn man sich die Veränderungsbereitschaft von Menschen anschaut, dann kann man das sogar in einer Kurve darstellen, der sogenannten Adoption Curve. Man sieht daran sehr schön, dass die wenigsten Menschen bereit sind, Neues zu wagen und Risiko einzugehen. Die große Mehrheit springt eigentlich erst dann auf, wenn Dinge bereits erprobt sind und das Risiko in ihren Augen weitgehend minimiert ist. Gerade zu Beginn eines Verbundes heißt das allerdings, dass man gut daran tut, Verbündete eher in der Ecke der Early Adopters zu suchen.

[00:01:00.220] – Julia Kaesemann, PHINEO gAG

Das sind nämlich die Ausprobierer, die, die auch bereit sind, ein gewisses Maß an Unsicherheit zu ertragen. Und wenn man die gewonnen hat, sind das auch oft die Akteure, die es schaffen, andere, die vorher noch unschlüssig gewesen sind, für das Unternehmen zu begeistern. Wenn man in diesem Bild denkt, seid ihr die Innovatoren, also diejenigen, die Veränderungen anstoßen und die vorangehen. Verbündete bzw. Early Adopters sind natürlich wichtig, aber es muss euch auch gemeinsam gelingen, eine kritische Masse von Unterstützerinnen und Unterstützern zu finden.

[00:01:35.690] – Julia Kaesemann, PHINEO gAG

Ohne diese kritische Masse werden sich Veränderungen vermutlich nicht nachhaltig durchsetzen lassen. Erst recht nicht auf Systemebene. Über kurz oder lang muss es euch deswegen gelingen, auch die Early Majority zu überzeugen.

[00:01:50.050] – Nina Hirsens, PHINEO gAG

Langfristig betrachtet gibt es natürlich noch mehr Kompetenzen und Eigenschaften, die für gute Partnerinnen und Partner wichtig sind. Gute Partner sind wirkungsorientiert, veränderungsbereit, partnerschaftlich und transparent.

[00:02:05.350] – Julia Kaesemann, PHINEO gAG

Ich möchte also nun daran arbeiten, die kritische Masse zu erreichen. Die Basis dafür bietet eine Akteursanalyse, die mir zeigt, wer die relevanten Akteure in der Region sind. Aber wie geht es jetzt weiter? Wen davon spreche ich eigentlich an? Je nachdem in welchem Bereich oder in welcher Region man tätig ist, kann sich die Frage vielleicht wie von selbst beantworten. Gerade im ländlichen Raum oder in sehr spezifischen Themenfeldern gibt es vielleicht überhaupt nicht 20 mögliche Akteure, aus denen man auswählen könnte.

[00:02:37.770] – Julia Kaesemann, PHINEO gAG

Da ist dann von Anfang an klar, wer dabei ist, insbesondere dann, wenn es vor Ort bestimmte, sehr etablierte Akteure gibt, an denen man einfach nicht vorbeikommt.

[00:02:53.110] – Nina Hirsens, PHINEO gAG

Nehmen wir mal an, du hast die Qual der Wahl. Dann helfen bei der Priorisierung zwei Kriterien: Einstellung und Einfluss. Also wie ist die Einstellung der Person gegenüber mir, meiner Organisation und meinem Vorhaben? Und wie hoch ist ihr Einfluss auf das Gelingen?

[00:03:10.060] – Julia Kaesemann, PHINEO gAG

Mit Blick auf den Aspekt der Einstellung hilft es, sich ein paar Reflexionsfragen zu stellen und das aus der Perspektive der möglichen Partnerinnen und Partner. So kann man sich z.B. fragen, was denken die Partnerinnen oder Partner eigentlich über meine Organisation oder über mein Vorhaben? Oder auch, wie wirkt eigentlich mein Vorgehen auf sie? Oder welche Informationen haben Sie und welche Informationen vielleicht auch noch nicht? Und auch die Frage, welche Berührungspunkte hatten wir eigentlich bisher? Haben wir eine Art Vergangenheit? Und schließlich auch, kann ich schon absehen, ob unsere Ziele eigentlich übereinstimmen?

[00:03:50.060] – Julia Kaesemann, PHINEO gAG

Das zweite Kriterium bei der Priorisierung möglicher Partner ist deren Einfluss. Und Einfluss zeigt sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Er bemisst sich z.B. daran, inwieweit Akteure Zugriff auf Ressourcen haben. Oder inwieweit sie die Möglichkeit haben, Regeln zu setzen oder zu verändern. Aber auch bloße Bekanntheit kann ein Kriterium für Einfluss sein und damit sehr eng verknüpft, ob die Person oder Organisation in der Lage ist, mehr Kontakte zu anderen relevanten Akteuren zu schaffen, die vielleicht bisher noch nicht in meinem Netzwerk sind.

[00:04:27.590] – Julia Kaesemann, PHINEO gAG

Mit Blick auf Non-Profit-Organisationen kann man sich z.B. auch die Frage stellen: Wie wichtig ist eigentlich deren operative Arbeit im Moment? Und verschafft mir die Zusammenarbeit bessere Möglichkeiten, meine Zielgruppe zu erreichen? Stichwort: Zielgruppe. Auch sie hat oft erheblichen Einfluss und zwar z.B. insbesondere durch die Art, wie sie Angebote annimmt, aber auch selbst aktiv mitgestaltet. Welche der genannten Aspekte besonders wichtig sind und welche Partnerinnen oder Partner ihr auf jeden Fall an Bord haben solltet, das hängt natürlich ganz stark von eurer eigenen Vision ab.

[00:05:07.640] – Nina Hirsens, PHINEO gAG

Wenn wir uns die Kriterien Einstellung und Einfluss als Achsen vorstellen, entsteht eine Matrix mit vier Feldern. Ordnet man mögliche Partner in diese Matrix ein, entsteht eine hilfreiche Priorisierung. Wir gehen die vier Felder mal am Beispiel der Mobilitätswende in Städten durch. Oben rechts findet man Akteure mit hohem Einfluss und positiver Einstellung. Die stehen dann dementsprechend ganz oben auf deiner Liste. In unserem Beispiel sind das vermutlich große und etablierte NPOs, die sich den Themen Klima und Stadtentwicklung widmen. Unten links hingegen befinden sich Akteure, die nicht viel von deinem Vorhaben halten werden, aber auch einen geringen Einfluss haben.

[00:05:47.900] – Nina Hirsens, PHINEO gAG

Diese können dir, einfach gesagt, erstmal egal sein. In unserem Beispiel ist das vielleicht ein Verein von Autoliebhabern, der aber so gut wie gar nicht außenwirksam agiert. Oben links findet man Befürworter mit geringem Einfluss. Es schadet nicht, sie einzubeziehen. Insbesondere dann, wenn es darum geht, Angebote abzustimmen oder wenn viele Ressourcen benötigt werden. In unserem Beispiel sind es wieder NPOs mit unserem Themenschwerpunkt, aber in dem Fall wahrscheinlich eher Newcomer oder kleine Vereine. Unten rechts hingegen sind die kritischen Akteure.

[00:06:19.460] – Nina Hirsens,PHINEO gAG

Sie sind deiner Organisation oder deinem Vorhaben gegenüber negativ eingestellt, haben aber einen großen Einfluss. Diese Akteure gilt es zu überzeugen. Am besten versuchst du, ihre Skepsis zu verstehen und aktiv darauf einzugehen. Sie müssen ja nicht mit dir in erster Reihe stehen. Aber zumindest sollten sie nicht öffentlich schlecht über dein Vorhaben sprechen. In unserem Beispiel könnten das öffentliche Geldgeber sein, deren politische Basis deinen Vorstoß als Freiheitsbeschränkung wahrnimmt. Natürlich basiert diese Einordnung jetzt hauptsächlich auf Hypothesen. Aber die kannst du ja, während du die Akteure kennenlernst, nach und nach überprüfen und dann gegebenenfalls auch anpassen.

[00:07:02.320] – Alina Sottmann, coach@school e. V., Hamburger Bücherkoffer

Am Anfang hat man vielleicht Partner am Tisch, mit denen man gerne zusammenarbeitet, weil man weiß, dass es läuft. Man kann sich aufeinander verlassen. Da ist schon eine Beziehung da. Und dann geht es weiter und man überlegt, wen brauchen wir denn dringend hier am Tisch? Wen kennen wir vielleicht noch gar nicht? Das heißt, man muss nochmal eine Recherche machen. Oder man muss sich vielleicht auch überlegen, nochmal Organisationen dazu zu holen, die vielleicht auch ein bisschen schwierig sind.

[00:07:29.720] – Alina Sottmann, coach@school e. V., Hamburger Bücherkoffer

Da hakt es vielleicht auch. Also wenn ich mich zurückerinnere, dann ist es natürlich schon so, dass man manchmal so einen inneren Widerstand hat und denkt, möchte ich das wirklich mit dieser Organisation nochmal versuchen? Aber es zeigt sich dann auch doch, dass da Befürchtungen sind, die am Ende das, was wir erreichen wollen, noch besser machen können, weil wir dann frühzeitig genau über diese Stolpersteine gegangen sind. Wir haben die gemeinsam aus dem Weg geräumt.


Potentielle Partner*innen priorisieren

Im Video hast du bereits die systematische Priorisierung anhand der Priorisierungsmatrix kennengelernt. Sie hilft dir anhand von Überlegungen zu Einfluss und Einstellung einen Überblick über die Akteur*innen zu verschaffen und daraus schlussfolgernd die wichtigsten Entscheider*innen und potentiellen Partner*innen gezielt zuerst anzusprechen. Schauen wir uns das Ganze an einem einfachen Beispiel an:

Ina sucht für ihren Verbund von Akteur*innen am Übergang Schule-Beruf nach Mitstreiter*innen. Vier Akteur*innen kommen ihr direkt in den Sinn, die sie nun priorisieren möchte.
Ziehe die Personenbeschreibung in die entsprechenden Felder der Matrix. 
Für eine bessere Lesbarkeit klicke auf das Vollbild-Symbol oben rechts im Bild.

Verschaffe dir mit Hilfe der folgenden Vorlage einen Überblick über alle potentiellen Partner*innen, die du bereits während der Umfeldanalyse identifiziert hast. Bearbeitest du die Priorisierung gemeinsam mit deinem Team, bietet es sich an mit Klebezetteln und einem Flipchart zu arbeiten und dort die Ergebnisse zu sammeln. 

Nun hast du die wichtigsten potentiellen Partner*innen identifiziert.

In der nächsten Lektion geht es darum, wie aus potentiellen Partner*innen echte Verbündete werden. Du lernst, wie du sie richtig ansprechen und trotz Einwänden überzeugen kannst.