[00:00:01.380] – Jacob Rohm, PHINEO gAG
Wenn man gemeinsam mit anderen Akteuren wirkt, kann das viele positive Effekte haben. Diese positiven Effekte können unter anderem sein, dass man, statt für einzelne Zielgruppen Veränderungen zu erreichen, eine breite Veränderung im System und dadurch mehr Zielgruppen erreicht, dass man statt kurzfristiger Veränderungen für eine Zielgruppe langfristig tragfähige Lösungen findet. Und Gemeinsam Wirken bedeutet auch voneinander lernen, sodass man seinen Horizont erweitert und neue, anders wirksame Ansätze findet. Und schließlich kann das Gemeinsam Wirken auch für die eigene Organisation Vorteile bringen.
[00:00:37.470] – Jacob Rohm, PHINEO gAG
Zum Beispiel, indem die Organisation offener wird für Kooperationen oder Mitarbeitende motivierter sind, weil sie sehen, was für eine große Veränderung sie erreichen können. Oder auch in der Kommunikation nach außen oder im Fundraising kann man mit anderen Akteuren gemeinsam möglicherweise mehr bewirken.
[00:00:54.000] – Annalena Rehkämper, PHINEO gAG
Wenn man gemeinsam wirkt, bringt das aber natürlich auch bestimmte Herausforderungen mit sich, schon durch die höhere Komplexität. Wirkungsvolle und funktionierende Zusammenarbeit funktioniert nicht einfach so von selbst. Erstens müssen viele verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden und zweitens müssen oft Beziehungen und Vertrauen überhaupt erst einmal aufgebaut werden. Drittens: Vorstellungen über das „Wie?“ und das „Was?“ gehen häufig auseinander, auch wenn wir gemeinsame Ziele haben. Deshalb ist ein transparenter und kontinuierlicher Dialog unabdingbar. Für all das braucht es aber zusätzliche Ressourcen, vor allem für die Koordination zwischen den Projektpartnerinnen und -partnern. Das heißt, alle brauchen einen langen Atem.
[00:01:41.120] – Jacob Rohm, PHINEO gAG
Obwohl Gemeinsam Wirken also viel Potenzial hat, sollte man nicht immer zu diesem Ansatz greifen, denn er bringt auch einige Herausforderungen mit sich. Die Frage ist, passt der Ansatz zu unserer Situation? Wann macht es also wirklich Sinn, gemeinsam zu wirken?
[00:01:57.000] – Annalena Rehkämper, PHINEO gAG
Gemeinsam Wirken ist vor allem dann sinnvoll, wenn komplexe Probleme gelöst werden sollen. Wenn eine langfristige gesellschaftliche Wirkung erzielt werden soll. Wenn die Bereitschaft besteht, die eigenen Ansätze zu hinterfragen und auch neue Ansätze zu entwickeln. Und wenn die Bereitschaft besteht zu kooperieren, Wissen zu teilen, also mit Partnerinnen und Partnern gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
[00:02:23.100] – Alina Sottmann, coach@school e. V., Hamburger Bücherkoffer
Besonders gut funktioniert gemeinsam wirken, wenn man einen gemeinsamen Schmerz verspürt. Man hat also ein Anliegen, das man mit anderen teilt und möchte etwas verändern. Das sieht man ganz besonders in Krisensituationen. Gucken wir uns die Flüchtlingskrise an, wo viele Menschen nach Deutschland kamen. Da standen auf einmal unzählige Menschen am Münchner Hauptbahnhof und haben Willkommensfahnen geschwungen. Und es wurde ganz viel am Anfang mobilisiert. Das beobachten wir auch bei Naturkatastrophen. Da stehen dann ganz unterschiedliche Menschen nebeneinander und schaufeln etwa Sandsäcke, weil sie ein gemeinsames Anliegen verfolgen.
[00:03:07.080] – Martin Herrndorf, AGORA Köln e. V., Tag des guten Lebens
Das ist sehr identitätsstiftend. Es führt dazu, dass sich eine Gruppe bildet, die in die gleiche Richtung gehen möchte. Und das ist etwas, was wir nutzen können, um gemeinsam Ziele zu erreichen. Die Schwierigkeit darin besteht, diese Identität zu wecken, weil wir nicht immer diesen superstarken Schmerz haben. Was machen wir dann? Das heißt, wir müssen Mitstreiter finden, die mit uns sehen, dass es einen großen Bedarf gibt an einem Thema. Und dann müssen wir dafür werben, dass wir dieses Thema nur gemeinsam anpacken können oder verbessern können.
[00:03:42.180] – Martin Herrndorf, AGORA Köln e. V., Tag des guten Lebens
Ich will nicht sagen, dass wir es lösen, weil sich nicht alle gesellschaftlichen Herausforderungen lösen lassen. Man kann daraus eine Lähmung machen, dass man sagt, ich kann sowieso nichts bewirken. Man kann daraus aber auch eine Befreiung machen, zu sagen, okay, es ist eine Aufgabe für ganz viele. Es ist eine sehr langfristige Aufgabe. Ich tu etwas, was im Rahmen meiner Kräfte und meiner Ressourcen und meiner Netzwerke und meiner Reichweite liegt. Ich versuche, die vielleicht auszubauen und mit anderen zusammenzuarbeiten und etwas zu schaffen, was funktioniert. Aber es hängt nicht an mir selbst. Und ich muss auch nicht verzweifeln, wenn ich nach zwei Jahren die Welt noch nicht gerettet habe, sondern es braucht eine Beharrlichkeit und eine gewisse Bodenständigkeit, zu gucken, dass man Dinge macht, die schön sind, die funktionieren, die Leute erreichen, auf denen man danach weiter aufbauen kann, die Handlungsspielräume erweitern, aber wo man nicht verzweifelt, wenn nicht nach zwei Jahren sich schon alles gedreht hat.
Entscheide, ob Gemeinsam Wirken der passende Projektansatz für eure Situation ist
Obwohl Gemeinsam Wirken also viel Potenzial hat, sollte man nicht immer zu diesem Ansatz greifen, denn er bringt auch einige Herausforderungen und Fallstricke mit sich:
- Es müssen viele verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden. Das erhöht die Komplexität in allen Arbeitsschritten und benötigt einen kontinuierlichen Dialog.
- Beziehungen und Vertrauen müssen erst einmal aufgebaut werden. Es vergeht dadurch auch mehr Zeit, bis die positiven Effekte zum Tragen kommen.
- Vorstellungen über das „Wie?“ und das „Was?“ gehen häufig auseinander, auch wenn alle beteiligten gemeinsame Ziele haben. Auch hier braucht es zusätzliche Ressourcen, vor allem für die Koordination zwischen den Projektpartner*innen.
Die Frage ist, passt der Ansatz zu unserer Situation? Wann macht es also wirklich Sinn, gemeinsam zu wirken? Um diese Entscheidung zu treffen, hilft es, sich selbst einige Fragen über die Grundvoraussetzungen im Umfeld zu stellen.