Direkt zum Inhalt wechseln

KI ist kein vorübergehender Trend – und sie verändert auch die Arbeit in Non-Profits grundlegend. Maik Meid erklärt, warum gemeinnützige Organisationen jetzt handeln müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Oktober 2024

„Non-Profits werden ein maximales Problem haben, wenn sie ihre Prozesse nicht an KI anpassen“, sagt Maik Meid. Er berät mit Fundraising Media gemeinnützige Organisationen und Unternehmen nicht nur zu Fundraising und digitaler Kommunikation, sondern versucht außerdem, ihnen die Berührungsängste vor der Arbeit mit KI zu nehmen. Denn für ihn steht fest: Generative KI geht nicht mehr weg – und Non-Profits sollten sie besser früher als später in ihre Arbeitsprozesse und Ressourcenplanung integrieren. Wir haben mit ihm darüber gesprochen:

Warum bekommen Non-Profits ein Problem, wenn sie sich nicht genug mit KI beschäftigen?

Maik Meid: Diejenigen, die ihre Prozesse nicht an den Einsatz von KI anpassen, werden zwangsläufig in bestimmten Bereichen langsamer als andere. Es gibt ja auch unter gemeinnützigen Organisationen Wettbewerb. Künstliche Intelligenz wird in den nächsten Jahren viele Prozesse beschleunigen, wie z. B. Antragsstellungen, Überprüfungen, Recruiting oder personalisierte Kommunikation im Fundraising, wofür man ohne KI deutlich länger braucht. Ein Problem sehe ich jedoch in der zunehmenden Fixierung auf Tools – die sogenannte Tooleritis.

Was ist falsch an der Verwendung von Tools?

Maik Meid: Erst einmal nichts, zum Ausprobieren sind Tools gut. Ich habe sogar selbst eine Liste von Tools erstellt, die stark nachgefragt wird. Dennoch halte ich es für problematisch, sich zu sehr auf Tools zu verlassen. Ein Beispiel dafür ist der Microsoft Co-Pilot, der teuer ist und momentan noch unzureichend funktioniert. Trotz seiner Unzulänglichkeiten wird er aber als nützliches Tool präsentiert. Generell fragen viele Menschen nur nach den passenden Tools, ohne deren Anwendung und Integration in die Organisation zu verstehen. Wenn die Tools dann nicht wie erwartet funktionieren, kann das zu Frustrationen und Ablehnung gegenüber KI allgemein führen.

Womit sollen Non-Profits dann anfangen?

Maik Meid: Zuerst braucht es eine ethische Grundlage: Was wollen wir, was dürfen wir, was können wir? Ich arbeite aktuell mit einem größeren Caritasverband, bei dem der Druck, KI einzusetzen, vor allem aus der Personalabteilung kommt. Sie sehen das Potenzial zur Zeitersparnis, müssen sich aber mit Themen wie Datenschutz und Ethik auseinandersetzen. Der Einsatz von KI, z. B. bei der Optimierung von Förderanträgen, könnte mittelfristig viel Zeit sparen. Aber es braucht Investitionen in Schulung und Anpassung der Prozesse. Diese Einführung wird langfristig Vorteile bringen, erfordert aber eine grundlegende Umgestaltung der gesamten Organisation.

Welche ersten Schritte kann eine Organisation für eine solche Umgestaltung gehen?

Maik Meid: Es geht darum, Akzeptanz und Metawissen zu schaffen und Arbeitsschritte zu verbessern. Am besten gelingt das schrittweise, indem KI den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden erleichtert.  Bevor ich in meinen Workshops Tools vorstelle, frage ich: Was nervt euch im Arbeitsalltag am meisten? Ob es Urlaubsanträge sind oder Dienstreisen – häufig gibt es Prozesse, die optimiert werden können. Das bietet oft einen guten Ausgangspunkt für Verbesserungen, wie z. B. bei Förderanträgen.

Non-Profits müssen sich und ihren Mitarbeitenden klar machen: KI ist ein riesiges Thema, das nicht mehr weg geht. Wir sind zwar ganz am Anfang, aber es gibt Weichen, die wir jetzt schon stellen müssen, weil wir sonst den Anschluss verpassen.

Welche zum Beispiel?

Maik Meid: Es ist wichtig, sich mit dem AI Act zu befassen. Und es gibt ja bereits digitale Abonnements, die man abschließen und damit mehr von KI profitieren kann.

Organisationen sollten die Einführung von KI also als einen langfristigen Prozess einplanen?

Maik Meid: Ja. Es erfordert Zeit, Geld und Ressourcen, um Mitarbeitende zu schulen und KI-Tools sinnvoll in die Organisation zu integrieren. Es handelt sich nicht um eine kurzfristige Lösung, die sofortige Ergebnisse bringt – auch nicht finanzieller Natur. Eben deswegen ist es höchste Zeit, jetzt damit anzufangen. Um KI langfristig in die Strategie zu implementieren, ist ein kultureller Wandel aber genauso wichtig wie ein technischer. Organisationen müssen sich an die Veränderungen anpassen. Sie müssen ein Verständnis dafür entwickeln, wie Arbeitsprozesse verändert und optimiert werden können.

Comms4Good ist ein Forschungsprojekt, das durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Civic Innovation – Förderung von gemeinwohlorientierten KI-Projekten) gefördert wird. Projektpartner sind die International University (iu), die Phineo gAG und die Producer Media UG.​