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Wir können viele gesellschaftliche Herausforderungen effektiver und nachhaltiger lösen, wenn wir sie gemeinsam mit anderen angehen. „Leichter“ ist Zusammenarbeit zwischen Organisationen oder gar Sektoren aber oft nicht. Der „Collective Impact“-Ansatz (deutsch: Gemeinsam Wirken) bietet hier Hilfestellung. Doch was bedeutet er, und wie kann er erfolgreich umgesetzt werden? Wir beleuchten drei zentrale Aspekte: Die Haltung, die gemeinsame Zielsetzung und die Fähigkeit zu Kooperation und Kollaboration in einem Verbund.

1. Haltung und Bewusstsein der eigenen Rolle

Der Schlüssel zu Collective Impact liegt in einer klaren, wirkungsorientierten Haltung:

  • Vom Ziel her denken: Definiert von Anfang an das übergeordnete Wirkungsziel eurer Zusammenarbeit. Es sollte auf dem gemeinsamen Verständnis der zentralen Herausforderungen und Bedarfe eurer Zielgruppe basieren.
  • Ehrliche Einschätzung: Überlegt, welche Schritte und Ressourcen notwendig sind, um dieses gemeinsame Ziel zu erreichen und welche zusätzliche Unterstützung ihr dafür benötigt.
  • Ressourcen und Akzeptanz: Ermittelt, wer euch unterstützen kann und ob das Ziel in der Gemeinschaft breite Akzeptanz findet. Ohne Unterstützung und Akzeptanz laufen eure Bemühungen möglicherweise ins Leere.
  • Community-Bewusstsein: Analysiert, wer noch in eurem Themenfeld aktiv ist und welche Partner ihr benötigt.
  • Gemeinsame Haltung: Erkennt an, dass Ziele oft besser gemeinsam erreicht werden und sich einzelne Wirkungen gegenseitig verstärken. Die Frage sollte nicht lauten, was eure Organisation allein tun kann, sondern wie sie zur Erreichung des gemeinsamen Ziels beitragen kann.

2. Von der Haltung zu gemeinsamen Zielen

Nach der Entwicklung einer gemeinsamen Haltung ist der nächste Schritt, konkrete gemeinsame Ziele zu setzen:

  • Begrenzte Zielsetzung: Setzt euch nicht mehr als 3-5 klare Ziele. Mehr Ziele sind kaum zu überblicken und erschweren die Koordination und Steuerung.
  • Funktionen der Ziele:
    Purpose: Warum tun wir, was wir tun?
    Koordination: Wer ist für welche Aufgaben zuständig?
    Steuerung: Welche Maßnahmen sind notwendig, um das Ziel zu erreichen?
  • Gemeinsames Bild und Überzeugung: Nur ein klares gemeinsames Bild und eine starke gemeinsame Überzeugung ermöglichen es eurem Netzwerk, effektiv zu funktionieren.
  • Verantwortung für die Koordination: Geeignete Strukturen und Prozesse sind entscheidend, um die Ziele schrittweise zu erreichen. Eine „Anker-Organisation“ kann als koordinierende Einheit und zentraler Knotenpunkt dabei helfen, den Prozess zu begleiten, die Akteure zusammenzuhalten und sicherstellen, dass die Strukturen und Prozesse funktionieren. Sie übernimmt administrative Aufgaben, fördert die Kommunikation und stellt sicher, dass die Ziele erreicht werden.

Es ist wichtiger, Ziele gemeinsam erreichen zu wollen, als gemeinsame Ziele erreichen zu wollen.

Keno Franke, Kommunalberatung PHINEO

3. Kooperations- und kollaborationsfähig werden

Die Fähigkeit zur effektiven Zusammenarbeit ist entscheidend, um Collective Impact zu erzielen. Mit einer kooperativen und kollaborativen Arbeitsweise gehen Veränderungen auf individueller Ebene, Organisations- und Verbundebene einher:

Individuelle Ebene

  • Rollenveränderung: Die verantwortlichen Personen brauchen Fähigkeiten im Change-Management, in der Prozessbegleitung und in der Organisationsentwicklung.
  • Arbeitsveränderung: Entscheidungen werden Teil von Aushandlungsprozessen, und Kompromissbereitschaft ist notwendig.
  • Neue Arbeitssettings: Arbeiten in neuen Teamstrukturen und Kollektiven erfordert Vertrauen und psychologische Sicherheit, um sich effektiv einbringen zu können.
  • Eigener Handlungsspielraum: Veränderung passiert nicht einfach so – sie wird von jeder und jedem Einzelnen getragen und gelebt. Es braucht Mut dafür, den persönlichen Handlungsspielraum bestmöglich zu nutzen. Auch kleine Veränderungen, z.B. in Form von kurzfristigen und konkreten Praxisveränderungen, sollten in ihrer Wirkung nicht unterschätzt werden.

Organisationsebene

  • Unterstützung der Mitarbeitenden: Gestaltet eine Arbeitsumgebung, die psychologische Sicherheit bietet und wertschätzendes Feedback ermöglicht.
  • Anpassung der Strukturen: Fördert selbstorganisiertes und agiles Arbeiten.
  • Zweites Betriebssystem: Schafft ein internes Netzwerk, welches Arbeiten über Hierarchie- und Organisationsgrenzen hinweg erleichtert.

Verbundebene

  • Vertrauen im Verbund: Um effektiv zusammenarbeiten und Daten teilen zu können, braucht ihr Vertrauen und Transparenz zwischen den beteiligten Akteuren in eurem Netzwerk.
  • Gemeinsame Sprache und Austausch: Gute Kommunikation sowie regelmäßige Treffen auf Augenhöhe sind entscheidend, um Vertrauen und eine gemeinsame Agenda zwischen allen Beteiligten zu entwickeln.
  • Vielfalt der Perspektiven: In der Unterschiedlichkeit vieler Perspektiven auf eine Sache liegt ein großer Mehrwert. Verschiedene Perspektiven leisten einen wichtigen Beitrag zum gemeinsamen Problemverständnis, genauso wie zur Lösungsentwicklung.
  • Selbstwirksamkeit und Sichtbarkeit: Wenn erzielte Wirkungen dargestellt werden, stärkt das nicht nur das professionelle Selbstverständnis der Mitarbeitenden, sondern wirkt auch auf die Organisation bzw. das Netzwerk integrierend, sinnstiftend und motivierend

Eine oft unterschätzte Aufgabe von Organisationen ist es, Mitarbeitenden psychologische Sicherheit zu geben. Dies ist entscheidend, damit sie sich in neuen Strukturen, Gremien und Gesprächssettings zurechtfinden und aktiv mitwirken können.

Keno Franke, Kommunalberatung PHINEO


Schon gewusst? Der Unterschied zwischen Kooperation und Kollaboration

Kooperation bedeutet, dass Organisationen unabhängig an gemeinsamen Zielen arbeiten und ihre Beiträge koordinieren. Kollaboration hingegen umfasst eine engere Zusammenarbeit, bei der die Parteien gemeinsam an denselben Aufgaben arbeiten und ihre Ressourcen und Fähigkeiten intensiv zusammenlegen.

Collective Impact erfordert eine Kombination aus beidem, um nachhaltige und wirkungsvolle Ergebnisse zu erzielen. Durch das Verständnis und die Anwendung dieser Prinzipien können gemeinnützige Organisationen, Stiftungen, Unternehmen und Kommunalverwaltungen erfolgreich gemeinsam wirken.